Eddy Sonnenschein

Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Am meisten beeinflusst haben mich meine Freunde, mit denen ich zum Teil seit meiner Kindheit zusammen musiziere. Mit ihnen zusammen habe ich viel unterschiedliche Musik entdeckt, viele verschiedene Bands gegründet und wieder aufgelöst und immer wieder gemeinsam Klänge und Rhythmen erforscht. Für mich sind das die wichtigsten Wegbegleiter und die Menschen, von denen ich mit Abstand am meisten gelernt habe. 

Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Es heißt nicht umsonst „Musik spielen“ und nicht „Musik arbeiten“. Ich möchte dir einen möglichst intuitiven und spielerischen Weg zeigen, um an Musik und an das Schlagzeugspielen heranzutreten. Der Spaß, der Flow und die Inspiration sollten dabei stets im Vordergrund sein. Ich möchte mit dir zusammen das Instrument entdecken und uns durch die verschiedenen Klangwelten - zwischen Becken, Trommeln und Sticks - treiben lassen. Theorie, Noten und Konzepte sollen dabei Mittel sein, um besser an bestimmte musikalische Phänomene herantreten zu können und keine Spielverderber oder Angstmacher.

Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Als ich 10 Jahre alt war, sah ich einen Mitschüler während einer Musikstunde in der Schule Schlagzeug spielen. Ich hatte bis dahin noch nie jemanden in echt Schlagzeug spielen sehen. An diesem Tag ging ich nach Hause und versuchte mir selbst ein Schlagzeug so genau wie möglich aus Töpfen, Mülleimern und einer Fußmaschine aus Lego nachzubauen. Seitdem gab es kein zurück mehr.

Wie gehst du vor, wenn du selber einen Song schreibst oder ein Stück komponierst?
Alles fängt bei mir mit der Melodie an. Ich gehe ans Klavier und beginne zu suchen. Ich versuche nur das zu spielen, was ich auch in meinem Kopf hören kann. So kann ich sicher gehen, dass die Musik aus meinem Herzen und nicht aus den Fingern kommt. Wenn die Melodie einmal da ist, auch wenn es nur eine kleine Phrase ist, schaue ich welche Töne im Bass dazu passen könnten - ich suche quasi eine zweite Melodie. Dabei lasse ich gerne einige Parameter offen, um meinen Mitmusiker*innen mehr Freiheit zu geben: Welche Akkordqualität hat der Basston, hat das Stück einen durchlaufenden Puls oder spielen wir es rubato, also frei von time, usw.

Auf welchem Equipment spielst du heute?
Ich habe schon sehr sehr viel Equipment gekauft und wieder verkauft, Becken ersteigert und im Garten vergraben, damit deren Klang dunkler und erdiger wird, und bin mit 16 sogar bis nach Istanbul geflogen, um Becken direkt "in ihrer Heimat" sozusagen anzuspielen und zu kaufen. Heute, wissend dass die Suche für immer weitergeht, bin ich glücklich zwei vintage Slingerland Drumsets aus den 60ern zu spielen und ein modernes Ludwig Club Date. An Becken spiele ich eine Auswahl von Funch Cymbals, Craig Lauritsen, Kruno Levaçic und Zildjian. 

Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Nichts zu forcieren, auf meinen Körper zu hören und alles was ich spielen will mitzusingen. Wenn du es singen kannst, kannst du es auch spielen.

Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Wenn ein Mensch geboren wird, kommt er mit einem Herzschlag auf die Welt. Diesen Puls trägt er bis zu seinem letzten Tag in sich. Deshalb bin ich der Überzeugung, dass Rhythmus in der Musik immer als erstes kommt. Weil es eben das ist, was uns Menschen am nächsten ist - das, was wir stets in uns tragen. Das Schlagzeug bietet die direkteste und unmittelbarste Möglichkeit einen Zugang zu deinem inneren Rhythmus zu erhalten und ist in dieser Hinsicht meiner Meinung nach absolut einzigartig. 

Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Jeder Mensch, jede*r Schüler*in ist einzigartig. Diesen Menschen gibt es nur einmal auf der Welt. Ich achte darauf Übungen, Methoden und Konzepte auszuwählen, mit denen sich der/die jeweilige Schüler*in wohl fühlt. Konzepte, die nicht gegen die eigene Natur ankämpfen, sondern diese im besten Falle unterstützen. Am Ende des Tages möchte ich, dass jede*r Schüler*in herausfindet, was ihm/ihr musikalisch zusagt, denn das wird er/sie nicht nur am besten können, sondern auch am meisten erfüllen.

Wie baust du deine Musikstunden auf?
Nicht jeder Mensch mag Warm-Ups. Andere brauchen zu Beginn einer Stunde ihre Routine. Einige möchten gerne zunächst erzählen was sie derzeit beschäftigt. Andere möchten am liebsten gar nicht reden, sondern direkt spielen. Einige sind eher Denker, andere wiederum Macher. Durch meine Menschenkenntnis und Einfühlsamkeit versuche ich für jede*n Schüler*in eine Art Individualrezept zusammenzustellen, um möglichst exakt auf unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche eingehen zu können.

Wie gehst du bei Kindern vor?
Kinder haben das, was Erwachsene oftmals leider verlernen: Unvoreingenommen, unbesorgt, einfach drauf los. Zack. Sie vergessen ihre Umgebung und sind einfach im Flow. Das bewundere ich sehr. Genau das möchte ich unterstützen und sie möglichst Vieles entdecken lassen. Durch kleine Hinweise und Anregungen möchte ich ihren Horizont in jeder Stunde um einen kleinen Schritt erweitern und ihnen somit zeigen, welche unterschiedlichen Facetten dieses Instrument zu bieten hat.

Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker*in?
Ein Konzert mit zwei guten Freunden und dem Pianisten Colin Vallon. Ich kannte seine Musik bereits vorher und unser Trio hatte dann die Möglichkeit, 3 Tage mit ihm zu proben und anschließend gemeinsam als Quartett ein Konzert zu spielen. Ich glaube das war eine Art Wendepunkt in meinem Leben als Musiker. Ich habe unglaublich viel in diesen wenigen Tagen gelernt, sowohl beim Musizieren als auch beim Abendessen, und habe dabei gemerkt, was mir beim Musizieren wirklich wichtig ist. Nach dem Konzert wusste ich, dass ich mit Colin studieren will und schätze mich heute sehr glücklich, bei ihm an der HKB meinen Master Jazz Performance machen zu dürfen.

Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Nicht die größte, aber die wichtigste Bühne war im LOFT in Köln (DE). Ich schätze diesen Ort sehr, da immer wieder Musiker*innen, die ich sehr bewundere dort spielen und bereits viele tolle Alben in diesem Raum aufgenommen wurden. Selbst mit meiner Band dort aufnehmen zu dürfen, war eine tolle Erfahrung.

Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Mit Jakob Bro und Thomas Morgan. Ihre Einfühlsamkeit, Fragilität und Klangwelten versetzen mich immer in eine ganz besondere Stimmung. Und natürlich wäre da auch noch Thom Yorke...

Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
In Rainbows von Radiohead. Weil Radiohead meine Art Musik zu spielen und zu hören komplett verändert hat.

Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Mein Traum wäre es irgendwann mal im Village Vanguard in New York zu spielen.

Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Freunde und Familie, Schallplatten und meine Siebträgermaschine.