Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Viele Sänger:innen und Instrumentalist:innen haben mich auf meinem
Weg begleitet, geprägt und inspiriert. Ein Schlüsselerlebnis war für
mich Maria Callas als Tosca – auch wenn ich sie nur auf Video erleben
konnte. Ihre Dramatik im Klang und auf der Bühne sind unerreicht. Placido Domingo als Samson an der Met in New York war ebenfalls
atemberaubend. Die Dramatik seines Gesangs und seines Schauspiels
waren überwältigend. Der Klang von Montserrat Caballe, ihr
Pianissimo, ihre Stimmführung berührten mich sehr und weckten
meinen Ehrgeiz ähnliches zu erreichen. Dimitri Horostovski hat mich
mit seinem unglaublichen Klang und seiner Direktheit in mehren
Konzerten tief berührt und verzaubert. Die Koloratur von Edita
Gruberova hat mich zu stundenlangem Üben inspiriert.Dimitri
Horostovski hat mich mit seinem unglaublichen Klang und seiner
Direktheit in mehren Konzerten tief berührt und verzaubert. Die
Koloratur von Edita Gruberova hat mich zu stundenlangem Üben
inspiriert.
Besonders inspirierend fand ich auch die amerikanische Sängerin
Meredith Monk. Ihre eigenen Kompositionen und ihre
spartenübergreifend Projekte, haben mich inspiriert und ermutigt,
über den klassischen Rahmen hinauszudenken und eigene Ideen zu
entwickeln.
Meine Liebe zum Musical entdeckte ich während meiner Jahre in New
York und London. Produktionen wie Chicago, Cabaret, West Side Story
und Wicked gehören seitdem zu meinen absoluten Favoriten. Sie haben
meine künstlerische Perspektive entscheidend erweitert.
Was kannst du mir gesanglich besser beibringen als alle anderen LehrerInnen?
Besser: das kann ich nicht beurteilen. Ein solides Handwerk,
Individualität und Expressivität stehen bei mir im Unterricht im
Mittelpunkt. Mein Ziel ist es, dass meine Sänger:innen alle einen ganz
persönlichen Klang und ein solides Instrument besitzen.
Im Bereich Musical unterrichte ich Dich in syng:TRAINING. Diese
Methode geht sehr präzise auf die unterschiedlichen
Klanganforderungen des Musicalgesangs ein.
Wie hast du singen gelernt?
Als Kind sang ich immer und überall. Während der Schulzeit nahm ich
dann zum ersten Mal klassischen Gesangsunterricht. Der Lehrer
steckte mir in der ersten Stunde einen Korken in den Mund und sagte
mit genau dieser Mundöffnung solle ich ab sofort singen. Nach wenigen
Stunden (immer mit dem Korken im Mund) meinte er, ich sei völlig
untalentiert. Voller Schreck widmete ich mich dann erst Mal der
Schauspielerei und sang überhaupt nicht mehr. Ich ging nach New York
und besuchte dort eine Schauspielschule. Sehr inspiriert von der
Performance Welt in New York begann ich zusammen mit einer
Freundin eigene Stücke zu kreieren, in welchen wir mit der Stimme
improvisierten. Da ich nicht die Klänge produzieren konnte, die ich
gerne produzieren wollte, wagte ich mich nach langem Zögern wieder in
den Gesangsunterricht. Von dem Moment an stand der Gesang und das
Gesangstudium im Mittelpunkt meines Lebens.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Da ich als Sängerin mein ganz persönliches Instrument immer dabei
habe, brauche ich kein Equipment- aber ich kollaboriere immer mit
Pianist:innen, Orchestern oder Kammermusikformationen.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Meine grosse Neugier und Faszination für die Stimme haben mich dazu
getrieben, zu experimentieren und immer einen noch besseren Klang
zu finden. Meine Sturheit und ein gewisser Ehrgeiz haben mir geholfen,
nicht aufzugeben und viel zu üben. Wichtig ist sicher auch, dass ich
sehr gerne alleine bin und mich stundenlang in Musik vertiefen kann.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Es gibt auf der ganzen Welt nur ein Exemplar davon. Wir Sänger:innen
haben als einziges Instrument auch die sprachliche Ausdruckskraft
und Poesie.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Mir ist es wichtig, den Studierenden eine solide Grundbasis zu geben.
Sie sollen lernen, wie ihr Instrument funktioniert, wie sie es einsetzen
können und wie ihre eigene Stimme klingt. Ich versuche einen Raum
für die Sänger:Innen zu schaffen, in dem sie sich sicher, frei,
ungehemmt und bereit zum Experimentieren und Erforschen des
eigenen Instrumentes fühlen. Sehr wichtig: schräge/falsche Töne
gehören zum Lernprozess dazu, und es darf gelacht werden!
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Der Unterricht wird den Bedürfnissen und dem Fortschritt der
Singenden angepasst. Grundsätzlich beginne ich mit Körperarbeit
(Haltung, Körperbewusstsein) und Atemtechnik. Dann kommt die
Stimmbildung. Das heisst: verschiedene Übungen um die Stimme zu
stärken und den Stimmumfang zu vergrössern. Das Ziel ist mit
Leichtigkeit durch die drei Stimmregister (Bruststimme, Mischstimme
und Kopfstimme) zu singen.
Dann arbeiten wir an verschiedenen Stücken, die wir zusammen
auswählen. Es ist mir sehr wichtig, dass die Sänger:innen das Stück
auch singen wollen. Wir arbeiten an der Stimmführung, Sprache, dem
Musikstil und ebenso wichtig: am Ausdruck und an der Interpretation.
In der Klassik versuche ich den Studierenden verschiedene
Zeitepochen, Komponist:innen und Werke (also Lied, Oper, Oratorium
und Operette) näher zu bringen. Im Musical suche ich mit den
Studierenden die passenden Rollen aus, die sie später auf derBühne
auch singen können.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Da das Instrument bei Kindern noch am Wachsen ist, ist grosse
Vorsicht und Sorgfältigkeit geboten.Ich unterrichte Jugendliche ab 13
Jahren. Wir singen viele verschiedene altersgerechte Stücke, arbeiten
an der Haltung und Atmung. Sehr, sehr wichtig ist der Spass an der
Musik! Ich versuche auch die Musikalität zu fördern und den
Jugendlichen verschiedene Musikstile und Richtungen näher zu
bringen.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Das kann ich so nicht sagen. Für mich ist jedes neue Konzert, jede Oper,
jedes neue Projekt, in dem viel Herzblut steckt, ein unglaubliches
Erlebnis. Wenn es nach vielen Proben endlich auf die Bühne kommt und
zu leben beginnt, dann ist das spannend, erfüllend, berauschend -
schlicht das Grösste.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Bei den United Nations in New York.
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Auch wenn es leider nicht mehr möglich ist: mit Dmitri Hvorostovsky
ein Duett singen. Er war ein wunderbarer Sänger und sein Klang so
schön!
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Die Oper Don Giovanni von Mozart. Da ist nicht nur die Musik genial-
auch die Dramaturgie, der Inhalt, der Witz und die grosse Tragik
berührt mich sehr. Eine Oper, die mich schon ein Leben lang begleitet,
und. Ich entdecke immer wieder neues.
In welchem Zürcher Club würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Natürlich im Opernhaus oder in der Tonhalle!
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Familie, Lachen, Reisen, Literatur, Kunst, Theater, Fantasie, immer
wieder Neues kennen lernen. Und ganz viel Musik!